Mackey vs King II (?)

März 24, 2008

Weit entfernt von den geschaeftigen Strassen Anchorages, werden am Mittwoch in Nome, einige der besten Musher Alaskas um die groesste Gewinnsumme in der Geschichte des alaskanischen Sports wetteifern. Aber das Interesse ist nicht nur wegen dem 100jaehrigen Geburtstag des All Alaska Sweepstakes und des 100.000 US Dollar Schecks so gross, sondern auch wegen des erneuten Aufeinandertreffens der beiden Iditarod Rivalen Lance Mackey und Jeff King.
King wird Revanche ueben wollen fuer die Schmach, die Lance Mackey ihm beim Iditarod vor zwei Wochen im Checkpoint ‚Elim‘ zufuegte, als Mackey den schlafenden King ueberrumpelte und mit Vorsprung seinen Sieg ins Ziel ‚rettete‘. Jeff King wird mit einem Team von erfahrenen Schneemoblfahrern und zwei Rennstrategen antreten. Diese vier Personen werden einiges an ‚Denkarbeit‘ dem Denali-Musher abnehmen. Mackey hingegen sagt, dass er nur mit freiwilligen Helfern an den Start gehen wird – ihm wuerde das noetige Geld fuer eine ‚proffessionelle‘ Mannschaft fehlen. Er habe aber trotzdem Leute mit Flugzeugen und Schneemobilen dabei.
Das All Alaska Sweepstakes-Rennen ist nicht nur wegen des hohen Preisgeldes einmalig – ebenso fuer die Regeln. Die Gewinnsumme der ersten Veranstaltung 1908 betrug 10.000 US Dollar und ist, fuer heutige Verhaeltnisse, umgerechnet eigentlich 220.000 US Dollar wert. Trotzdem bleibt die 100.000 Dollar Gewinnsumme fuer die moderne Zeiten einmalig und uebertrifft das bisher hoechste Einzel-Preisgeld von 72.066 US-Dollar beim Iditarod 2005. Im Vergleich zum Yukon Quest und Iditarod ist das All Alaska Sweepstakes ein Mittelstreckenrennen mit ‚haerteren‘ Regeln. Bis zu 1x Hunden sind erlaubt und die Musher entscheiden selbst, wo und wie lange sie ihren Teams eine Rast goennen. Es gibt keine Vorschriften in dieser Beziehung, wie beim Yukon Quest (36-Stunden Rast in Dawson City und 2x 8-Stunden Rast) und dem Iditarod ( 24-Stunden Rast und 2 x8 Stunden Rast). Durch die Regel, dass aber kein Hund zurueckgelassen werden darf (im Schlitten ist erlaubt), um den Sieg davon tragen zu koennen, wird natuerlich hoechste Achtsamkeit und beste Hundefuersorge von den teilnehmenden Hundeschlittenfuehrern verlangt. Ausserdem sollten die Musher nur ihre robustesten Hunde auf die 656 Kilometer lange Strecke mitnehmen.
Die Piste fuehrt ueber drei Bergketten und durchquert fast 50 Wasserlaeufe – die meisten zugefroren, einige jedoch nicht. Mehrere Schneemobilfahrer haben die Strecke bereits gepfluegt. Rekordverdaechtige Schneefaelle gab es zwischen Council und Candle. Die Schneehoehe koenne mitunter 30 Zentimeter betragen, einmal mit Puderschnee bedeckt oder hart gefroren. Rennleiter Schobert meint, auch wenn der Trail frisch gespurt sei, wuerde man keine neue Rekordzeit erwarten. Auch Rick Swenson war bei seinem Sieg 1983, auf einer mit wenig Schnee bedeckten Piste, 10 Stunden langsamer, als der Rekordhalter von 1910, ‚Iron Man‘ Johnson. Das All Alaska Sweepstakes sei ein langer muehsamer Marsch, das was die Musher beim Iditarod in 1600 Kilometer (er)fahren wuerden, haetten sie beim Sweepstakes auf 656 Kilometern komprimiert, meinte Schobert.
Mackey ist der Meinung, es sei ein 656 Kilomter Non-Stop Rennen, von dem er selbst nicht soviel wisse – ausser, dass wenn er die Wahl haette eines der drei Rennen (Yukon Quest, Iditarod bzw. All Alaska Sweepstakes) zu gewinnen, er das Sweepstakes bevorzugen wuerde. Neben der Gewinnsumme will Mackey vor allem als erster und wohl einzigster Gewinner, aller drei Rennen in einem Jahr, bekannt werden. Dies hat er jedenfalls schon vor Monaten in Interviews geaeussert.

Doch der Kampf wird wohl nicht nur zwischen Mackey und King ausgetragen werden, denn in dem 16 Mann starken Feld befinden sich auch Top5 Iditarod Musher, wie Ed Iten und Ramy Brooks. Ebenso am Start ist der ID-Champiom von 2004, Mitch Seavey. Fuer Ramy Brooks ist es erst das zweite Rennen nach seiner Teilnahme beim Iditarod 2007. Dort war er disqualifiziert und spaeter fuer drei Jahre vom Iditarod ausgeschlossen worden, da er seine Hunde waehrend des Rennens misshandelt hatte. Die Wahl das Sweepstakes mit seinen strengen Regeln fuer Hundepflege zu fahren, koennte auch ein taktischer Trick von Brooks sein.

Lance Mackey glaube nicht an ein reines Duell beim Sweepstakes, da es genug gute und frische Teams gebe. Aber vom Papier her, seien er und King wohl Favoriten. Mackey plant, mit den Yukon Quest Hunden seines Stiefsohnes und den Quest-Hunden aus seinem eigenen Team, sowie zwei Iditarod Vierbeinern zu starten. Jeff King habe ihm erzaehlt, dass er mit dem kompletten Iditarod Team, das den Weg nach White Mountain schaffte, beim All Alaska Sweepstakes an den Start gehen moechte.

Das machte Mackey hellhoerig:  ‚Ich weiss er ist zu schlagen‘, sagte der Musher aus Fairbanks.

Yukon Quest Trail Blog 14

Februar 25, 2008

Tja,
das war’s dann wohl….
Viel zu viele Geschichten sind wie immer nicht erzaehlt worden.
Lance Mackey, der die Trailbreaker ueberhohlte und ploetzlich keinen Trail mehr hatte.
Das interessante an der Geschichte sind die Regeln des Yukon Quest, die besagen, dass das Rennen einen markierten Trail garantiert.
Die Trailbreaker waren schon lange in Central, als nach starken Winden der Renndirektoren sie zurueck ueber Eagle Summit orderte um den Trail nochmals zu checken.
Wir hatten zwei Trailbreaker in Mile 101 die dies haetten machen koennen. Dies ist aber nicht das wichtigste. Waehrend die Regeln besagen, dass das YQ einen markierten Trail garantiert, ist ausdruecklich erwaehnt, dass ein verwehter Trail auf Grund von Wetterbedingungen vorkommen kann.
Die Trailbreaker haetten also nicht zurueck geordert werden sollen. Auf Grund dieser Entscheidung verloren sie knapp einen Tag und wurden so von Mackey im Yukoneis eingehohlt. Ehrlich gesagt habe ich danach an die Goetter gebetet, dass Mackey gewinnt. Haette er um eine halb Stunde gegen Anderson verloren, waere dies auf Grund eines Vertragsbruchs zwischen Quest und Mushern (markierter Trail) passiert. Ihr koennt euch das Drama wohl vorstellen….
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Viel weiteres ist passiert:
Kyla Boivin, die als ich sie filmte ploetzlich im Schnee kniete und sich fuer 3 Minuten uebergab weil sie eine Fleischvergiftung hatte…., nur um danach auch noch eine schwere Bronchitis zu bekommen….
Der Trailbreaker Eric Cosmutto, der den Stahlrahmen seiner Maschiene waehrend eines Sturzes von einer ein Meter hohen Eisscholle brach und sich danach mit 5 km/h nach Eagle schleppen musste….
Hugh Neff, der in Dawson zu lange durchfeierte und mit einem ungeheurem Kater wieder auf den Trail ging…. „Ich glaube, die frische Luft wird mir gut tun…)
Die Nuancen des Rennens zwischen Michelle Phillips und Dave Dalton in der Dave nach 800 gemeinsamen Kilometern mit seinen ueberlegenen Hunden die letzte Rast vor dem Ziel mit Michelle einfach auslies….
Die Stunden, in denen Julie Estey mit ungeheuren Schmerzen und Traenen auf Grund einer schweren Baenderzerrung neben ihren Hunden auf dem Eis des Yukon lag und ihren automatischen Notrufsender anstarrte bevor sie sich schlussendlich von ihren Hunden nach Slaven’s schleppen liess…..
Dan Kaduce, der Slaven’s Dogdrop verlies um Stunden spaeter heulend zurueckzukehrten weil einer seiner Hunde Blut erbrochen hatte. (Der Hund ist o.k…, er hatte ein offenes Magengeschwuer und wurde sofort aus dem Rennen genommen und behandelt.)
Mein Flug nach Scroggie Creek in einer einmotorigen Maschiene. Wir verfehlten zwei Raben die aus dem Nichts erschienen bei 180 km/h mit dem Propeller um Haaresbreite
…. und so viel mehr…
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Es ist schwierig auf dem Trail solches Sachen niederzuschreiben weil wenig Zeit bleibt.
Ich muss sagen, dass es auch mir Spass gemacht hat hier teilzunehmen, also Danke an alle Leser dieses Forums, die mir Antrieb gegeben haben und natuerlich auch an Ragnar,…. nicht nur fuer dieses Forum sondern auch fuer die hervoragenden Artikel, die er taeglich auf die deutsche YQ-Site gebracht hat.

Happy Trails,
und vielleicht bis zum naechsten Mal.
Peter

Yukon Quest Trail Blog 13

Februar 20, 2008

Ich sitze hier mit gerunzelter Stirn und versuche zu ueberlegen, was ich sonst gelernt habe….
Jedes Jahr lerne ich als Nichtmusher ein bischen mehr ueber Hunde, und dieses Jahr mehr als sonst.
Ich habe zum ersten Mal bewusst Musher anstatt Hunde studiert und damit die Energie zwischen diesen beiden Einheiten vielleicht ein bischen besser verstanden.
Wenn Brent Sass die Ziellinie ueberquert, werde ich sicherlich nochmals etwas dazu lernen.
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Es ist ohne Zweifel ein seltsames YQ-Jahr.
Das Eis des Yukon River dagegen hat seinen Zoll genommen weil der Trail schwierig war. Eagle Summit, …. so denke zumindest ich, …. hat seinen Zoll genommen weil Musher ihn als grosse psychologische Huerde fuer sich selbst ansahen sowie Lust und Laune bei -40 C gering waren.
Es waren meist Musher, die aufgaben. Nur ein…. vielleicht zwei Teams gaben aus Fuehrsorge fuer ihre Hunde (gerechtfertigt) auf. Ansonsten uebertrug sich dort die Laune des Mushers einfach auf’s Team. Der Leithund war nicht mehr der Musher. Man koennte dies auch eine ‚politische Revolution‘ nennen in der der Musher abgewaehlt wurde.

Das Eis des Yukon, der minderwertige Trail entlang des Flusses, …. all dies sind allerdings Tatsachen die sich nicht bestreiten lassen und mich ehrlich gesagt nicht nur traurig sondern auch aergerlich stimmten.
Vieles von dem was ich in Gespraechen entlang des Trails hoerte, habe ich nicht weitergegeben. Es war ein Chorus an Beschwerden ueber den Trail und andere politische Aspekte des Rennens. Diese Dinge waren mir nicht neu….
Ich ueberlege sehr schwer darueber nach, mich dieses Fruehjahr nach 5 Jahren erneut zur Wahl als einer der 9 alaskanischen Direktoren des Rennes zu stellen, werde es allerdings nicht tuen wenn eine Basis aus Musher-Veteranen und Rennrichtern nicht das selbe tut.
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Aber…., all dies beiseite:
Heute nacht (ca. 10- 14 Uhr MEZ) werden wir den Gewinner des 2008 Yukon Quest kroenen.
Ich werde sicherlich ueber den 3. bis 7. Platz und hoffentlich weit mehr berichten.
Ragnar wird seine Haende mit der Wette (siehe ‚Tippspiel‘ in der YQ-Rubrik) voll haben. Immerhin haben viele Leute sehr gut getippt.
Auf jeden Fall liegt das von allen Mushern unterzeichnete 2008 Poster bereit und ich kann es an den Gewinner versenden sobald ich kommenden Sonntag nach Hause fahre.

So,
jetzt heisst es Batterien zu laden.
Hoffentlich kommen Ken Anderson und Lance Mackey innerhalb von einer Stunde an, denn ich will auf den zweiten Platz nicht die ganze Nacht warten.

Bis spaeter,
Peter

PS:
Zitat von Hugh Neff im Checkpoint Eagle:
„Ich habe mir immer mal gewuenscht das YQ ohne die Deutschen zu rennen. Jetzt allerdings vermisse ich sie.
(Gemeint sind William Kleedehn, Gerry Willomitzer und natuerlich der Oesterreicher Hans Gatt.)

Yukon Quest Trail Blog 12

Februar 20, 2008

Habe heute Lance Mackey und Ken Anderson bei ihrer Abfahrt in Braeburn gefilmt. Falls Mackey nicht als erster in Whitehorse auftaucht muss irgendetwas ganz schief laufen. Wie Sui schon sagte, sieht Mackey’s Team wesentlich besser aus.
Allerdings hat Ken Anderson gesagt, dass seine Hunde sehr gut im Endspurt sind. Ich bezweifele, dass ’sehr gut‘ gut genug ist.
Obwohl alle Augen auf die fuehrenden Musher gerichtet sind liegt das wirkliche Rennen zwischen Platz 3-5 : Brent Sass, David Dalton und Michelle Phillips.
Brent ist durch Carmacks ‚durchgestuermt‘ und hat keine Rast genommen. Irgendwo muss er Rast nehmen. Es ist immer noch eine Frage ob der zuerst in Braeburn fuer die 8-stuendige Zwangspause ankommt.
Es gibt Leute, die in Braeburn scratchen (aufgeben) mussten. Es gibt auch die Geschichte eines Mushers, der unter der Takhini River Bruecke fuer 10 Stunden rastete, weil sein Team nicht weiterlaufen wollte.
Immer noch bin ich ueber Brent etwas skeptisch, obwohl seine Energie und sein Team dieses Jahr, und auch in der Zukunft, sicherlich Geschichte machen werden.
Da all dies aber wahrscheinlich Gedanken sind, die in ein paar Stunden hinfaellig sind sollte ich wohl besser mal zu Tatsachen uebergehen:
Im Augenblick sitze ich im Westmark-Hotel in Whitehorse, da wir natuerlich heute nacht den Sieger des Rennens filmen wollen. Es tut mir ein bischen Leid, dass ich Brent, David und Michelle in Braeburn verpassen werde, aber dem Sieger gebuehrt eben die Ehre. Wir werden morgen frueh sofort nach Braeburn zurueckfahren um das Rennen weiter zu decken.
Eine Dusche war unbedingt noetig. Es war erst die zweite Dusche seit Beginn des Rennens vor 10 Tagen.
Die Zeit auf dem Trail ist in meinen Gedanken ein einziges Wirrwar. Ich muss mich wirklich konzentrieren und nachrechnen, bevor ich mir sicher bin ob es Sonntag, Montag oder Dienstag ist. (Mein groesster Fehler ist, dass ich keine Uhr trage.)
Durchgearbeitete Naechte, fruehmorgendliche Ankuenfte von Mushern, lange Abende mit Erwartungen, dass das naechste Team in kuerzester Zeit auftauchen wird…., all dies ist so nahtlos mit kurzen Schlafpausen im Schlafsack in einer Ecke des jeweiligen Checkpoints so nahtlos ineinander uebergegangen, dass das Rennen weit wichtiger als der jeweilige Tag war. Die Tageszeit zaehlte sicherlich nicht.
Zur groessten Erfahrung des diesjaehrigen Rennens zaehle ich eigendlich die Tatsache, dass ich die Reporter des Rennens besser kennenlernte. Dies begann im Checkpoint Eagle, wo nur die Elite der Reporter nordischer Zeitungen und Radiostationen einflogen und abends – manchmal bis frueh morgens- zusammen sassen um ihre Geschichten zu schreiben oder ihre Radiokommentare zu verfassen.
Ich hatte keine Idee, wie hart diese Leute an ihren Geschichten arbeiten muessen. Ein in Fairbanks ansaessiger und recht bekannter Radiokommentator arbeitete bis 6 Uhr morgens an seinem Yukon Quest – Update und war zum Umfallen muede, da die Musher erst gegen 3 Uhr aufgetaucht waren und er auf sie warten musste.
Als er sein ‚Live-Telephoninterview um 7 Uhr ueber’s Telephon mit frisch-froehlicher Stimme erledigte, musste ich ihn bewundern. 5 Minuten spaeter versank er im Tiefschlaf.
Ich muss zugeben, dass ich als Amateur ein bischen stolz war mit diesen Leuten zusammen zu sitzen und erfahren zu duerfen wie sie arbeiten. Gluecklicher Weise konnte ich ein bischen aushelfen, als ich ihnen die Nachricht ueber Mackey’s Verirrung aus Scroggie Creek brachte bevor Mackey in Pelly Crossing ankam und die Zeitung in Druck ging.
Das beste waren die abendlichen Diskussionen und Vermutungen ueber die Strategien der Musher.
Viele der Reporter waren dem Rennen seit langen Jahren gefolgt und kannten viele der Musher-Strategien, die ueber die Jahre benutzt worden waren.
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Ende Teil 1

Yukon Quest Trail Blog 11

Februar 20, 2008

Ok, grade traf ein Anruf von Stepping Stone ein. Phillips und Dalton werden jetzt dort abfahren und gegen 14 Uhr hier eintreffen.
Dalton meinte, dass er an Brent’s Team irgendwo zwischen Scroggie und Stepping Stone vorbei fuhr: „Brent ging zu dieser Zeit zu Fuss seinem Team voraus.“
Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber sehr gut hoehrt sich das nicht an.
Uebrigens habe ich einige Worte des alten Veteranen (Dalton) ueber Brent Sass in Scroggie Creek vorher ausgelassen, mir das ganze aber nochmals auf meinen Kameraaufnahmen angehoehrt. Der gesamte Wortlaut war: „Was er mit dem Spurt probiert ist schon oefter probiert worden und hat (als Strategie) nie funktioniert.
Irgendwann werden die Hunde den Dienst verweigern und nicht mehr fuer ihn laufen. Dann wird er scratchen.
Als er an Michelle (Philipps) mit seinem Team vor Scroggie nach einer kurzen Rast vorbei lief brauchte er 10 Minuten um das Team an ihrem rastendem Team vorbeizufuehren.“ Ist das ein schlechtes Zeichen ?“, fragte ich.
„Sie wollten auch rasten. Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, aber es sagt etwas ueber den psychologischen Zustand des Teams aus.“ Irgendwie hatte ich das Gefuehl, dass er Chancen kalkulierte.
Brent ist ein Welpe des Rennens. Dave ist ein alter Wolf.
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Zu meinem grossem Erstaunen ist Brent Sass nur ca. eine Stunde nach Dalton und Phillips in Pelly angekommen.
Ausserdem haben sich seine Hunde auch nicht gleich hingelegt sondern sind stehen geblieben, was bedeutet, dass sie nicht erschoepft waren.
Brent hatte eine eher ausgepraegte Magenverstimmung, was bedeutet, dass er sich fuer 24 Stunden uebergeben hat und erst seit heute nachmittag wieder etwas in den Magen gekriegt hat.
Vor ein paar Minuten bin ich zu ihm ruebergegangen und habe mich entschuldigt: „Brent, ich habe echt gedacht, dass du dein Team in den ‚Black Hills‘ verheizt haettest. Sieht aber nicht so aus. Ich denke, ich schulde dir eine Entschuldigung….“ Er lachte nur und meinte: „Ich denke, jeder hat das gedacht. Dabei haben die Hunde auf Grund meiner Magenverstimmung zwei 10-stuendige Rasten gehabt.“
Naja….
Kann er mit dem Team Dalton und Phillips noch schlagen ? Die Antwort ist ‚ja‘. Auf dem Weg nach Whitehorse muss ab jetzt nur noch Flachland ueberquert werden, und die von mir befragten Profimusher sind sich einig, dass ein gutes 8-koepfiges Team jederzeit ein 12-koepfiges Team schlagen kann. „Im Iditarod ist es Gang und Gebe, Hunde abzugeben wenn man die Kueste erreicht um ein kleineres und pflegeleichteres Team zu erlangen.
Dies heisst, dass eigendlich alles offen ist.
In Hinsicht auf Mackey weiss ich, dass er Anderson in den letzten Huegeln zwischen Pelly und Carmacks abschuetteln wollte. Dies ist ihm allerdings nicht gelungen. Falls er trotzdem Kontrolle ueber das Rennen bewahren will, muesste er morgen in Braeburn zur 8-stuendigen Zwangsrast mit zumindest einer Stunde Vorsprung auftauchen. Falls er dies nicht schafft, wird es ein Rennen bis zur Ziellinie geben……..

Ich bin mal gespannt, …..
zumindest ist es spannend.

Yukon Quest Trail Blog 10

Februar 18, 2008

Sitze nun nach einem echt tollem Flug in Pelly Crossing.
Hier erstmal die neusten Nachrichten:
Es sind hier +2 C. Dies wird alle Musher ganz beachtlich verlangsamen, da sie ihre Hunde nicht ueberhitzen duerfen.
In Scroggie Creek habe ich mit Dave Dalton geredet und ihn gefragt was er von Brent Sass‘ Spurt haelt. Seine lakonische Antwort war: „Er wird scratchen….“.
Keiner denkt, dass Brent etwas schlaues mit seinem Spurt macht, aber….. und hier kommt es, keiner kann viel oder lange bei den jetzigen Temperaturen tagsueber mushen.
Brent ist fast die ganze Nacht durchgelaufen wie man mir sagte. Damit hat er die kalten Nachttemperaturen ausgenuetzt und kann nun tagsueber lange rasten.
Die groesste Neuigkeit ist allerdings, dass Lance3 Mackey sich auf King Solomon’s Dome verfahren hat. Er meinte zu den Leuten in Scroggie, dass er dadurch ungefaehr 3 Stunden Zeit verloren hatte.
Er fuhr anscheinend in der Nacht ohne Stirnlampe um die Sterne zu bewundern und verfehlte an einer Abbiegung den reflektierenden Marker, der den Trail anzeigte.
Trotzdem kam er allerdings vor Anderson in Scroggie Creek an. Ich vermute, dass Anderson rastete und als ploetzlich Mackey an ihm vorbeimushte (der ja eigendlich haette vor ihm sein muessen), zog er den Schneehaken und machte sich an die Verfolgung. Mit anderen Worten….: Ken Anderson hat ca. 4 Stunden mehr Rast fuer seine Hunde. Wie der alte Rick Mackey frueher zu sagen pflegte: „Rast ist wie Geld in der Bank. Man muss es zur richtigen Zeit abheben.“
Wir erwarten Lance Mackey ca. gegen Mitternacht. Die Temperaturen werden das Rennen auf jeden Fall drastisch verlangsamen…..
Da Lance Mackey jetzt grade als erster in Stepping Stone angekommen ist, vermuten wir, dass er dort 6 Stunden rasten wird und dann in Pelly Crossing nur eine kurze Rast einlegt. Stepping Stone ist ungefaehr 4 Stunden von Pelly entfernt.

Yukon Quest Trail Blog 9

Februar 18, 2008

Jedes Jahr waehrend des Rennens gibt es in Dawson City ein Musher Meeting in dem der vor ihnen liegende Trail besprochen wird. Nun, Lance ist schon weg und Kyla Boivin noch nicht hier. So haben wir das Musher Meeting und die Erklaerungen auf Film gebannt, so dass sich die beim eigendlichem Meeting nicht anwesenden Musher das ganze spaeter anhoehren koennen. Leider braucht man dazu nun meine Kamera, was mich vom Hochladen abhaelt.
Naja, habe zumindest Brent Sass auf’s Internet gestellt.
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Die Musher muessen jetzt von hier nach Scroggie Creek, einem Dogdrop, und von dort zum Checkpoint Pelly Crossing.
Grade ist einer der Piloten der ‚Yukon Quest Airforce‘ vorbeigekommen und hat mir angeboten – falls er genuegend Platz hat- mich auf seinem morgigem Flug nach Scroggie mitzunehmen und mich dann am Abend in Pelly Crossing abzusetzen. Das waere natuerlich genial, speziell da zeitgemaesses Filmmaterial aus Scroggie recht selten ist.
Es wird sich aber erst morgen frueh um 8 Uhr (ich hasse diese Uhrzeit) herausstellen. Na, drueckt mir die Daumen.
Sebastian Schnuelle ist von Dawson mit einem Motorschlitten zurueck nach 40-Mile gefahren. Das ist eine Trapperhuette am Yukon. Nach einem Schneefall haben Boivin, Guimond und Ledwige anscheinend den Trail verloren und sind dorthin zurueck gekehrt. Sab legt jetzt eine neue Spur auf den Trail. Die Musher werden heute nacht erwartet.
Ok, heute abend muss ich mir endlich ein paar Bier leisten, denn bis Whitehorse werden wir alle nicht mehr viel davon sehen. Kneipen auf dem Weg nach Whitehorse: Null

Bis bald,
Peter

Yukon Quest Trail Blog 8

Februar 16, 2008

Seufz,
grosser Fehler, …. David Dalton hat gar nicht mehr 13 Hunde.
Lance Mackey verlaesst den Dawson Checkpoint mit dem jetzt noch groesstmoeglichem Team.
Bin von halbschlafenden Leuten um 4:30 Uhr morgens umgeben um auf Cor Guimond zu warten. Habe noch einen Video-Clip von Lance hochgeladen. Der Clip von Anderson ist in der Dunkelheit leider nichts geworden.
Man rechnet damit, dass die ersten Teams ca. 45 Stunden nach ihrer Abfahrt in Dawson in Pelly Crossing ankommen.
Falls wir nichts aus Scroggie Creek hoehren ist dies das fuer YQ-Profies altbekannte ‚Medien-Loch‘.
Mal sehen, was weiter passiert.
Den ‚Clip‘, den ich von Lance gemacht habe ist echt sehenswert wenn man englisch versteht.
Ansonsten weniger….
Eine Dame hat sich auf meinem Schlafsack breit gemacht, …. neben mir schlaeft ein Kerl auf einem Tisch. (Wieso ? Ist genauso hart wie der Boden, man faellt nur tiefer wenn man sich umdreht.)
Ein aelterer Herr schlaeft mit dem Kopf auf einem anderem Tisch. Der Kaffe ist 5 Stunden alt und schmeckt auch so.
Gaehn…., jetzt muss ich nur eine hoefliche Art finden meinen Schlafsack zurueck zu kriegen.

Ende der Durchsage…..

Yukon Quest Trail Blog 2

Februar 12, 2008

Jetzt, da ich mal wieder fuer einen Abend Internetverbindung habe bemerke ich zum ersten Mal, dass die Zeiten der Musher anscheinend tragischer Weise den Tatsachen weit hinterher hinken. Saemtliche Musher sind schon seit ueber drei Stunden in Circle eingetroffen, aber die Webseite zeigt immer noch, dass sich zumindest drei Musher noch auf dem Trail zwischen Central und Circle befinden. Das ist ziemlich schade, aber etwas an dem ich nichts aendern kann.
Lance Mackey ist immer noch der einzige und erste Musher in Slaven’s Cabin, aber auch das ist ein Witz.
Als ich in Circle ankam und herausfand, dass Mackey und Ken Anderson gemeinsam in Circle losgefahren sind musste ich lachen.
Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass sie irgendwann zwischendurch auf dem Trail ein Team bilden werden. Anderson muss schon lange in Slaven’s angekommen sein.
Vom langem Trail zwischen Slaven’s und Eagle werden wir wenig hoehren. Viele Dinge werden auf dem Eis des Yukon River passieren.
Ich werde morgen nach Eagle fliegen und hoffentlich von dort berichten.
Allerdings habe ich heute abend ein Interview mit Sebastian Schnuelle gemacht in dem er wahrscheinlich weit mehr ueber das bisherige Rennen sagt als ich hier schreiben kann. Ich habe das Interview an admin geschickt, der es wahrscheinlich auf der offiziellen deutschen Yukon Quest Webseite in Kuerze veroeffentlichen wird.
Fliege in 15 Stunden mit einer einmotorigen Maschiene nach Eagle. Werde hoffentlich spaeter von dort etwas sagen koennen…. falls es dort Internet gibt.

Bis dann,
Peter

Yukon Quest Trail Blog 1

Februar 12, 2008

In der kleinen Turnhalle der Schule des Ortes Circle herrscht Stille und nur zwei Neonleuchten beleuchten den Raum in dem viele Leute ihre Schlafsaecke ausgelegt haben. Man zahlt 25 $ fuer eine Uebernachtung und eine Dusche. Das Geld wird benutzt um den Kindern Schultouren zu ermoeglichen. Internet gibt es hier kostenlos und es gibt mehrere Tische an denen man arbeiten kann.
Die kleine Kueche in der man Essen kaufen kann ist seit 2 Stunden geschlossen. Ann Ledwige (Musher) kam grade herein und wunderte sich wo man etwas zu essen bekommen kann. Essen gibt es hier allerdings um 22 Uhr nicht. Sie ist etwas aergerlich, versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen und muss nun eine der gefrohrenen Mahlzeiten in ihrem Schlitten auftauen.
Im Dogdrop Mile 101 finden wir es als voellig selbstverstaendlich, dass wir Essen bieten. Wir tuen es kostenlos. In einem Checkpoint sollte Essen eigendlich fuer 24 Stunden am Tag erhaeltlich sein, selbst wenn man Geld dafuer verlangt. Seltsam…..

Ich sitze hier, brauche nach den zwei langen Naechten in Mile 101 sicherlich eine Dusche, bin aber nicht der Einzige, der wie ein Raubkater stinkt. Ich werde noch warten bis fast jeder schlaeft und dann viel Wasser verschwenden.
Die Frage ist, wann und welche Teile meiner Kleidung ich wechseln soll. Eine Waschmaschiene ist moeglicher Weise in Dawson City in Aussicht und ich lebe aus meinem Rucksack mit drei Salamis, etwas Gauda-Kaese (oder was die Amerikaner unter Gauda verstehen) drei inzwischen angetrockneten Baquettes und zwar warmen, aber wenigen Kleidungsstuecken.
Es ist ein langer Trail und trotzdem muss alles in einen Rucksack passen.
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Ich werde hier versuchen ein bischen vom Trail zu berichten und ein paar Gedanken zu teilen waehrend ich Videos schiesse und den Mushern bis Whitehorse folge.

Falls ich irgendwelche interessante Neuigkeiten habe, werde ich diese versuchen weiter zu geben, an sonsten sind auch Fragen willkommen.
Da ich allerdings Videos fuer die Yukon Quest Webseite schiessen soll, wird dies natuerlich meine Prioritaet sein.
Viel Spass,
Peter