Mile 101 Blog X

Februar 12, 2008

Hallo,
tja…., erstens kommt es anders… und zweitens ‚als man denkt.‘
Wir hatten durch irgendein questpolitisches Missverstaendnis keinerlei Internet in Mile 101. Ich will nicht lange drueber reden, aber irgendwo gab es bei den Kostenverhandlungen am letzten Tag Missverstaendnisse und ich bin natuerlich etwas sauer.
Bevor ich hier aber anfange mit dem Finger auf Leute zu zeigen entschuldige ich mich besser einfach. Ziemlich traurig, dass das Blog einen Tag vor dem Rennen endete.

Es ist dort oben viel passiert und wie jedes Jahr hat Eagle Summit seinen Preis gefordert.
Wir hatten einen gemuetlichen letzten Abend mit Mushern wie Frank Turner, Paul Geoffrion und Bruce Milne, aber in gewisser Hinsicht herrschte eine etwas traurige Stimmung.
Frank Turner sagte, dass dies nun entgueltig das Ende seiner Yukon Quest Karriere sein wird.
Paul Geoffrion wird seine Hunde und seine Farm verkaufen. Er ist ein Zahnarzt, der ein Segelboot in Kalifornien besitzt. Nachdem er alle seine Hunde und sein Haus verkauft hat, will er sich ein Harley Motorrad kaufen und damit nach Kalifornien fahren. Er hat die Nase voll.
Bruce Milne wird genau wie Frank Turner seine Hunde behalten.Er ist das Rennen 5 Mal gefahren und hat es viermal beendet. Zurueckkommen wird er auch nicht mehr. Zu teuer…..

Die Aufgabe der Musher war fuer mich erstaunlich. Des war meiner Ansicht nach nicht der Berg selbst. Immerhin ist dieser von der 101 Seite nicht sehr steil, sondern eher mit King Solomons Dome kurz nach Dawson zu vergleichen. Es war der Wind, der den Hunden am Hang direkt ins Gesicht bliess. Selbst diese Erklaerung erscheint mir fuer ein Yukon Quest Team nicht glaubwuerdig genug. War es vielleicht der Neumond ?
Frank Turner gab auf ohne aus Mile 101 herauszufahren.
Er beendete das Rennen in 101 mit einem sehr jungem Team, nicht seine Hunde.
Dies war auch das Erstaunliche bei den meisten anderen Mushern die den Berg angingen und von Eagle Summit zurueckkamen. Paul Geoffrions Hunde klaefften, jaulten und sprangen in ihrem Geschirr herum als er spaet abends zurueck nach 101 kam. Bruce Milne’s Hunde gingen erst Mal nicht schlafen als er sie nach seiner Rueckkehr ins Stroh bettete.
Die zurueckkehrenden Teams verweigerten am Berg einfach ihren Dienst und was immer es war, …. es war den Mushern die ihre Hunde kannten genauso schleierhaft wie mir. 14 gute Hunde sollten mit dem sanftem Anstieg auf den Gipfel keinerlei Probleme haben.

Als wir Mile 101 nach einer langen Nacht mit einem grossem Heilbut-Essen aufraeumten, hatten 6 Musher, ein Viertel der 24 Teams, das Rennen aufgegeben.
Ich habe weit schlimmeres Wetter an diesem Dogdrop gesehen. Abgesehen davon darf man nicht vergessen, dass all diese Teams erst 160 recht einfache Kilometer des 1600 km Trails hinter sich hatten, da die Hunde vom Checkpoint Chena HotSprings zu uns gefahren worden sind anstatt zu laufen.
Waren es die kalten Temperaturen ?
Der Gegenwind ?
Generellle Befehlsverweigerung (und dies war es was die meisten Teams auf dem Weg zum Eagle Summit betrieben) hat immer einen Grund.
Ich weiss es wirklich nicht.
Sebastian Schnuelle folgt dieses Jahr dem Rennen als Berater fuer eine Film-Crew und wir haben hier in Circle fuer ein paar Minuten zusammen gesessen. Er meinte:“
Es liegt alles im Kopf. Wenn die Musher keine richtige Laune haben, spueren dies die Hunde und verlieren auch die Lust.“
Ich bin sicher, dass dies ein Teil ist. Die Temperaturen haben bei den Mushern und Hunden ebenfalls eine grosse Rolle gespielt.
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Wir hatten Mile 101 gegen 3 Uhr Sonntags komplett aufgeraeumtm wonach ich gleich nach Circle fuhr.
Ich werde spaetestens morgen noch ein paar gute Videos von 101 ins Internet stellen, bin aber todmuede und werde entlang des Trails sicherlich keine Zeit mehr finden die Geschichten von dort nachzuschreiben.
Vielleicht werden einige der Videos zumindest eine Idee dessen geben, was dort passiert ist.
Vielen Dank an meinen alten Freund Rainer Fischer, der aus Deutschland kam um Mal wieder Hauptkoch fuer Teams und Musher, Rennrichter und uns Freiwillige fuer die hektischsten 24 Stunden des Rennens in Mile 101 zu sein. Die Crew hat sich ebenfalls wirklich toll bewaehrt. Dafuer, dass wir alle eigendlich nie ein Rennen gestartet haben ging alles wirklich hervorragend gut und wir bekamen sogar ein grosses Lob vom Rennmarshall, der mit soetwas eher sparsam ist.

Mile 101 Blog 34

Februar 9, 2008

Dies ist kein Buch.
Ich hoffe, dass bisher jeder soweit mitgelesen hat um die meisten vorher genannten Namen mit vorhergehenden Geschichten in Verbindung bringen zu koennen.
Vor einigen Tagen hat Eric nun den gesamten Trail bis hoch auf Eagle Summit komplett abgesteckt.
Hoffen wir mal, dass dies haelt:
Der letzte (heutige) inoffizielle Trailreport von Eric Cosmutto besagt, dass Eagle Summit besser denn je markiert ist und ich muss ihm Recht geben.
Mehrere kleine Karibou-Herden haben allerdings den zwischen Chena Hot Springs und Mile 101 ausgelegten Trail in den letzten 10 Tagen als ihre persoenliche Autobahn benutzt („Wow, ein Trail…. toll.  Ausprobieren !!“, denkt sich das Leittier der Herde.) und damit sind beachtliche Loecher von Hufen in den Trail gestampft worden.
Ron und Travis werden Freitag in Mile 101 ankommen und den Checkpoint Samstag mittag in Richtung Fairbanks mit ihren Motorschlitten zu verlassen um die offiziellen Trailbreaker (Mark, ‚Rattles‘, Eric und jemanden namens Andy) auf Rosebud Summit zu treffen.
Der Sinn des Treffens auf dem Gipfel ist es, den Trail mit 2 extra Motorschlitten (insgesamt 6 Motorschlitten) in Richtung Mile 101 wieder auszubuegeln.
Letzten Informationen nach hat der Gipfel des Eagle Summit eine halbwegs gute Schneedecke und ist sicherer als je.
Kaum mehr als drei Tage bis zum Beginn des Rennens….

Peter

Mile 101 Blog II

Januar 3, 2008

Obwohl das Quest seit dem Eagle Summit Drama in 2006 sehr gluecklich ueber unser Tech-Team und unserer Verbindung zur Aussenwelt ist musste ich zu meinem eigenen Leidwesen feststellen, dass Brad in 2007 fuer die von ihm gestellte Satellitenschuessel, Benzin und Internetverbindungen ueber seine persoenlichen Konten und fuer seine Arbeit immer noch nicht vom YQ bezahlt wurde.
„Im Prinzip ist es eine Schande, aber ich rege mich nicht drueber auf.“
Unser Gespraech ging in eine eher ungewuenschte Richtung: „Seit Jahren ist das Yukon Quest damit beschaeftigt sich ueber Mile 101 aufzuregen. Vielleicht sollten wir Mile 101 einfach mal so laufen lassen wie es anscheindend gewuenscht wird:
Kein Internet, keine Mahlzeiten fuer Musher oder Handler, keine Lager zum schlafen.“
Ja, vielleicht sollte wir dies tuen um dem Rennen zu zeigen was wir denken…., aber wir sind nicht fuer das Rennen da, sondern fuer die Musher.
Natuerlich wird Brad wieder eine Satellitenschuessel aufbauen und das Internettelephon installieren, das in 2006 so viel Hilfe geleistet hat.
Es geht uns ja wie gesagt nicht um’s Rennen sondern um die Musher.
Brad kommt zurueck…..
Danke, Brad !!
Eric Cosmutto….
ein 9000 $ Motorschlitten und 20 Jahre Winterwildniserfahrung auf Flusseis und Bergen.
Ihm galt mein naechster Anruf.
Als Manager des 101 Dogdrops hielt ich es schon vor Jahren fuer wichtig zumindest einen erfahrenen Motorschlittenfahrer im Team zu haben. Man darf Eagle Summit nicht unterschaetzen aber es war seit langen Jahren klar, dass irgendjemand genau dies tuen wird.
Monte Barnett war unser bester Motorschlittenfahrer von 1998 bis 2004. Dann allerdings wurde er stolzer Vater von Zwillingen und musste etwas mehr Geld verdienen um seine beiden Soehne (inzwischen uebrigens drei) gross zu ziehen.
Ich setzte eine Anzeige ins Internet um einen neuen – aber erfahrenen – Motorschlittenfahrer in unser Team zu bringen.
Eric Cosmutto war ohne Zweifel die beste Wahl.
Sein militaerischer Hintergrund (Survival) und sein Lachen brachte jeden alten 101 Crew Member dazu ihn sofort zu moegen.
Ich zeigte damals im Dogdrop auf Eagle Summit und meinte:
„Tue den Mushern einen Gefallen, fahr da hoch und markiere den Trail.“ – „Kein Problem“, … und dann natuerlich eben Eric’s typisches Grinsen mit den Gesichtszuegen eines Mannes dem der 45. Geburtstag nicht quer im Magen liegt.
Angst hatte ich um den Mann nur einmal.
Die nie erzaehlte YQ Geschichte des 2006 Dramas auf Eagle Summit begann eigendlich damit, dass selbst ich nicht mehr erlaubt war zu filmen. Angst breitete sich aus und einem Kameramann der damals noch filmte, wurde von den ‚Offiziellen‘ einfach der Film weg genommen. Danach wurde er rausgeschmissen.
Hans Gatt’s 2006 Kommentar nach der Ueberquerung von Eagle Summit „Ich wuerde mich nicht wundern, wenn heute nacht dort oben jemand stirbt“ war absolut unnoetig, fuehrte aber zu weit mehr als er sich damals dachte.
5 Musher und ueber 50 Hunde waren am kommenden Tag auf Eagle Summit verschollen.

Unser Motorschlittenfahrer Eric ruestete sich mit einem kleinen Rucksack, Wasser und einem Funkgeraet aus: „Ich finde die schon….“
Eine Stunde spaeter hoehrten wir ihn durch Rauschen ueber Funk:
“ Ich habe zwei Teams gefunden.  Beide Teams sind ok. Ich bin weiter zum Gipfel gefahren. Sichtweite ist 10 Meter. Schaetze Windgeschwindigkeit auf 60 mi/hr. (90 km/h) Ich habe mich eingegraben und werde auf besseres Wetter warten. Irgendwo hier in der Gegend bibt es Kliffe… habe keine Lust ueber irgendeine Kante zu fahren. Schalte das  Funkgeraet aus um Batterie zu sparen. Ist das angekommen….?“
„Haben wir verstanden, Eric.“ – „Verdammt kalt hier oben, werde das Funkgeraet jetzt ausschalten. Eric… out“
Ein recht unterkuehlter Eric kam 6 Stunden spaeter ins Camp zurueck nachdem der Sturm nachliess und gab dem Piloten des US Airforce Blackhawk Helikopters GPS-Daten um Musher vom Berg zu evakuieren.
Eric ist ein wichtiger Teil unseres Teams, aber die YQ Trailbreakers haben dies auch herausgefunden. Das YQ hat ihn geheuert um den gesamten Trail zu fahren.
Ich bin froh, dass er trotzdem nach 101 rauskommt um den Trail bis zum Gipfel besser abzustecken und uns einen Trailreport zu geben.
(Ende Teil 2)