Mile 101 Blog 24

Februar 9, 2008

Ich war letzte Woche im YQ Buero.
Es war schoen von Michael begruesst zu werden, der die ewig klingelnden Telephone des YQ-Hauptquartiers in Schach haelt.
Die Crew der meist freiwilligen Mitarbeiter arbeitet 3 Wochen vor dem Rennen auf Hochtouren.
„Wo ist Alex ?“, fragte ich. Alex ist der alaskanische Race-Manager des Rennens.
„Alex hat im Augenblick ein Treffen mit dem Haupt-Manager des Rennens.“ – „Das hoffe ich doch, “ meine ich recht trocken. Keiner versteht den Witz, den ich machen wollte. „Wo ?“ – „Aehm, … erste Tuer rechts….“.
Ich trete durch die offene Tuer, und werde von Alex Olesen mit einem Laecheln begruesst: „Hey Peter, wie geht’s dir ?“ Alex war selbst ein YQ-Welpe, als er zum ersten Mal als Crew in Mile 101 mitmachte. Heute ist er ein wichtiger Teil der YQ-Organisation. Ich grinse und freue mich ihn wieder zu sehen.
Als meine Augen auf die Dame im Raum treffen begruessen mich harte, veraergerte Augen. Es bedarf keiner laengeren psychologischen Studie des Augenblicks um herauszufinden, dass ich den Raum nicht unaufgefordert haette betreten duerften. Offentsichtlich duerfen normale Leute neuerdings nur mit einem Pass und einer Einladung ins Heiligtum des YQ vorgelassen werden.
Meine Augen wandern zurueck zu Alex: „Ich muss mal mit dir reden.“
Im Hinterkopf verarbeite ich den boesen Blick, den ich grade von der Dame erhielt. Alex sagt:“ Eigendlich muss ich abhauen und ein paar Sachen erledigen, aber was ich hier zu tuen hatte ist klargestellt. Ich habe ein paar Minuten…..“.
Die Dame im Hintergrund schuettelt energisch den Kopf. Ich greife den Augenblick und zeige mich humorvoll: „Alex, … die Dame hinter dir hat grade den Kopf geschuettelt.“
Alex dreht sich um.
Ich setze das beste Laecheln auf, das man sich in meinem Alter als Privatpatient von einem Zahnarzt wuenschen kann waehrend ich ihr in die Augen schaue:“ Und wer bist du ? Alex, es waere nett, wenn du mich vorstellen koenntest.“
– „Oh ja, “ entschuldigt er sich und stellt mich vor: „Dies ist Peter Kamper, der Dogdrop Manager von Mile 101 und der Checkpoint Manager des „Twin Bear- Checkpoins“ fuer das Junior Yukon Quest.
Hilfreicher Weise fuege ich hinzu: “ Ich werde ebenfalls Videos fuer’s Rennen auf eure Webseite hochladen.“
Ich erwaehne nicht die Vielzahl der Titel, die ich vorher im Rennen getragen habe…, oder dass die Dame nach ueber einem Jahrzehnt ein neues Gesicht fuer mich darstellt.
Ich biete wolfsmaessig meine Kehle und betrachte die ihrige mit Interesse.
Nein, wir werden uns nicht verstehen.
Wir schuetteln Haende, aber unsere Augen treffen sich nicht.
Um die gespannten Atmospaehre nicht weiter zu schaedigen, fuege ich hinzu: “ Es sieht so aus als haettet ihr beiden eine Menge zu besprechen. Ich brauche zehn 2008 Poster des YQ und zehn Freiwillgen-Abzeichen.“ – „Die Abzeichen sind noch nicht fertig,“ meinte die Dame deren Namen ich ernsthaft vergessen habe.
„Ah, „…. meine ich. „Alex…, wir reden dann hoffentlich spaeter.“
Ich drehe mich um und verlasse den Raum um mir die 10 Yukon Quest Poster zu nehmen.
Alex folgt mir und runzelt die Stirn: „Wieso brauchst du 10 Yukon Quest Poster ?“
„Fuer die Crew,“ antworte ich etwas zu kurz angebunden. „Meine Crew hat jedes Jahr Poster bekommen.“
Mit ihrem ewigem Laecheln taucht Kim, die Hauptsekretaerin des Rennens auf.
Abgesehen davon, dass sie eine der nie erwaehneten Schaetze des Rennens ist laesst sie sich im Gegensatz zu mir auch kaum irritieren. :“Komm mit, Peter. Ich gebe sie dir.“
Alex folgt ebenfalls: „Zehn Poster ?“ , fraegt er nochmals und guckt mich an. Ich suche nach Worten.
Kim zieht Poster aus grossen Packeten, beginnt zu zaehlen und meint: „Stell dich nicht so an, Alex. Das ist immerhin Peter….“.
Ihre Art ist recht entwaffnend und sie wartet nicht auf die Antwort des Rennmanagers.
Inzwischen sammele ich allerdings meine Gedanken. Ohne Zweifel ist Kim eine der glaenzenden Sterne im Fairbanks Office, aber ich muss nicht verteidigt werden. Ich hohle Atem:
„Ich und meine Tochter Zena werden sich darum bemuehen alle zehn Poster von den diesjaehrigen Mushern unterzeichnen zu lassen. Eines geht an den Huettenbesitzer von Mile 101 dem das Rennen eh nie ‚Danke‘ sagt, eines geht an Carsten Thiess als Haupt-Photograph des Rennens, eines geht an jeden der Mile 101 zu dem macht was es ist und eins geht an die Ivory Jacks Kneipe, die uns immer mit Proviant geholfen hat. Hast du Probleme damit ?“
Eigendlich will ich zu einer laengeren Rede aushohlen, beherrsche mich allerdings. Alex hat Glueck indem er einfach nur „Ach so…“ sagt.

Mile 101 Blog 23

Januar 21, 2008

15. Januar 2008:
Habe es immer noch nicht geschafft, beim Yukon Quest Office vorbeizufahren. Langsam wird es Zeit. Die Zeit verstreicht viel zu schnell und ich muss dort unbedingt einiges regeln. Auch habe ich keine Lust es hinzunehmen, dass Brad Brooks insgesamt 30 $ (ca. 15 Euro) geboten bekommt um Satelliten-Internet Service bei uns aufzubauen. Eine Diskussion ist innerhalb der Crew im Gange, Internet Service einfach fuer ein Jahr zu streichen damit das Rennen versteht wie wichtig dieser Service fuer Reporter und auch das Rennen ist.
Ich versuche diese Art von zugegebener Massen gerechtfertigter Revolution zu vermeiden, aber es bedarf zweierlei Seiten um diese Sache zur Ruhe zu legen. Wir brauchen kein Internet um die Musher zu versorgen oder Wasser fuer die Hunde bereit zu stellen…..

Die interessanteste Entwicklung des Tages war fuer mich wohl eine E-Mail vom YQ-Office in Whitehorse in der ich gefragt wurde ob ich doch wieder bereit waere die Internet-Video Reportagen des Rennens zu uebernehmen.
Ein Laptop, eine Kamera und ein Mann kann kaum die Geschichte eines 1600 km langen Rennens abdecken, aber ich werde es wohl wieder mal versuchen. (Hi Ragnar, du alter Webmaster …. leider mehr spaete Naechte zum hochladen fuer dich…    und fuer mich   )

Ohne Zweifel haben mich die positiven Kommentare ueber dieses hoechst inoffizielle Blog ein bischen angespornt. Ich denke darueber nach, ein neues Yukon Quest Trail-Blog zu beginnen wenn wir Mile 101 schliessen und ich mich in Richtung Dawson City bewegen werde.
Mal sehen….
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Das naechste Mile 101 Crew-Meeting ist nun auf kommende Woche verschoben worden.
Mehr spaeter,
Peter

Mile 101 Blog 22

Januar 20, 2008

Die grosse Frage besteht weiterhin: Wer kann Lance Mackey schlagen ?
Ich hatte vor einiger Zeit drei Musher ausgewaehlt, die zumindest meiner Meinung nach dazu faehig waeren: David Dalton, Ken Anderson und Aaron Burmeister.
Obwohl ich nicht genau weiss wie gross die Kennel von Herrn Anderson und Herrn Burmeister sind, gehen diese beiden Musher ebenfalls den Iditarod an und sehen sich gezwungen einen Teil ihrer besten Hunde zwischen den Rennen aufzuteilen, einen Nachteil den sich Hans Gatt dieses Jahr anscheinend nicht antuen will.
Nur der beruehmte Musher Frank Turner ist den Yukon Quest Trail oeffter als David Dalton angegangen. Ausserdem wurde David Dalton in 2004 dritter (vierter in 2005 und 2006) und beendete das Rennen damals mit all seinen 14 Hunden und erhielt den begehrten Tierarzt-Pokal fuer die beste Hundepflege auf dem Trail.
Seine Hundefuersorge ist hervorragend. Wenn es allerdings um ein paar Stunden geht, vermute ich allerdings auch, dass er sich zu Gunsten seiner Hunde entscheiden wird. Er waere nicht der erste Musher, der dies tut waehrend Sieger gefeiert werden.
Auf die Frage was Musher sich als Ziel fuer das Rennen vorstellen antwortete David Dalton:
„Ich moechte mit allen 14 Hunden die Ziellinie erreichen.“
Lance Mackey setzt sich andere und vielleicht sogar hoehere Ziele: „Den vierten Sieg und den Tierarzt Pokal fuer ueberragende Hundepflege,“ meint er.
Es wird sicherlich ein interessantes Rennen werden:
Nicht nur werden zumindest 4 Musher mit ihren Hunden und Strategien um den Sieg kaempfen, aber es wird sich ein Mittelfeld des Rennens entwickeln, das viele Geschichten zu erzaehlen haben wird.
Da erfahrungsgemaess 1/3 der Musher entlang des Trails aufgeben werden, denke ich, dass ungefaehr 18 Musher das Rennen beenden werden. Wetter, Glueck, Goetter und viele wie immer unerzaehlte Geschichten werden den Ausgang des Rennens entscheiden.
Die Tatsache, dass der Titel ‚haertestes Rennen der Welt‘ vom YQ-Vorsitz in 2003 offiziell ‚abgewaehlt‘ wurde aendert nichts am Trail, den langen Strecken zwischen Checkpoints oder der Tatsache, dass dieses Rennen im Sinne einer lang vergessenen winterlichen Poststrecke weit mehr auf der Verbindung zwischen Hund und Mensch als auf einer modernen Materialschlacht mit unzaehligen Checkpoints basiert.
Ich bin genauso bespannt was passieren wird wie es die Leser dieses Blogs sind.
Nur so,
Gedanken des Tages….
Die Aussentemperaturen sind inzwischen auf -38 C gestiegen. (Hurra !)
Es ist Zeit mehr Feuerholz nachzulegen.

Peter

Mile 101 Blog 21

Januar 20, 2008

14.1.2008:

Schlussendlich hat uns hier im Innern Alaska’s doch der ‚echte‘ Winter eingehohlt.
Obwohl die Sonne jeden Tag um 4 Minuten hoeher steigt sind letzte Nacht die Temperaturen zum ersten Mal auf unter -40 C gesackt. Auf meiner Terrasse sitzt ein Eichhoernchen mit vereisten Barthaaren und frisst die ausgelegten Sonnenblumenkerne. Sein buschiger Schwanz ist dicht an den Ruecken angelegt und es ist von aufgeplusterten Meisen umgeben die ebenfalls die hart gefrohrenen Kerne am knacken sind. Obwohl das Eichhoernchen die Meisen oft und mit grosser Begeisterung (aber ohne Erfolg) zu verscheuchen sucht, herrscht heute Ruhe. Keiner ist zu Streitereien aufgelegt. An einem Tag wie diesem geht es eher um Kalorienaufnahme …. und ums Ueberleben.
Eigendlich wollte ich in die Stadt fahren um mich im Yukon Quest Office umzuhoehren was die neusten Geruechte und Entscheidungen sind. Als ich meinen Truck allerdings startete und dieser nur zoegernd ansprang und der ungleichmaessig zuendende Motor zuerst den ganzen Truck schuettelte, entschied ich mich dazu meinen Sohn zum Schulbus zu fahren aber den Rest des Tages zuhause zu verbringen, schnitt mehr Holz und schuehrte den Holzofen.
Obwohl ich eine Zentralheizung im Haus habe gibt es an solch einem Tage nichts besseres als ein gutes Feuer.
Habe ich schon erwaehnt, dass ich kein Musher bin?
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Die Mile 101 Crew wird sich wahrscheinlich Ende der Woche wieder zusammensetzen um weitere Vorbereitungen fuer’s Rennen zu treffen. Bis dahin, so sagt der Wetterbericht, sollen Temperaturen um ca. 15 C steigen. – 25 C hoehren sich im Augenblick recht gut an.
Ein Blick auf die offizielle YQ-Webseite zeigt mir, dass 2 der 29 Musher im diesjaehrigem Rennen inzwischen abgesagt haben. Dies ist allerdings normal. Es gibt immer einen Protzentsatz an Mushern, die es nicht ‚bis zur Startlinie‘ schaffen.
Es ist keine Schande, seine Teilnahme an einem solch langem Rennen abzusagen. Es waere nur eine Schande – auch fuer die Hunde – unvorbereitet anzutreten. Eine solch harte Entscheidung ehrt Teams und ich habe grossen Respekt vor Mushern, die zuruecktreten.
Ich vermute, dass am Schluss 26 Musher im diesjaehrigem Quest an der Startlinie antreten werden.
Meine Hoffnung, dass William Kleedehn sich dem Rennen dieses Jahr stellen wird ist ja nun dahin. Um so mehr werde ich mich auf seine naechstjaehrige Teilnahme freuen, die er ja schon zugesagt hat. Trotzdem hoffe ich im Prinzip immer noch auf Hans Gatt, vermute allerdings, dass er sich ebenfalls ein Jahr vom YQ ‚frei‘ nehmen wird.
Auf Grund des Gesetztes, dass eine Anmeldung mit Poststempel vom 15.1. gueltig waere und Post aus den Yukon Territories oder British Columbia bis zu 10 Tage braucht um in Fairbanks anzukommen, kann eine solche Anmeldung natuerlich bis zum 25. Januar eintreffen. Meine Hoffnung in dieser Hinsicht liegt aber inzwischen bei Nahe null.
Schade.

Mile 101 Blog 20

Januar 14, 2008

In 2007 kuendigte ich ebenfalls meine Teilnahme am YQ Web Kommittee, … auch auf Grund politischer Hintergruende die meiner Meinung nach im Kommittee nichts zu suchen hatten. Mehrere Mitglieder des Kommittees das ich damals gruendete wurden danach ebenfalls nicht mehr angesprochen oder kuendigten nach mir, was heute die geringen Infos auf der englischen Webseite erklaert.
Jetzt bin ich wieder ’nur‘ ein Dogdrop Manager,…. genau dort wo ich 1996 angefangen hatte, arbeite allerdings zusaetzlich noch als Manager des Junior Yukon Quest seit 2002  
http://www.junioryukonquest.com im Twin Bears Checkpoint.
Es macht Freude, junge Musher zwischen 14 und 17 Jahren mit ihren Hunden arbeiten zu sehen und wie sie sich entwickeln, von ihren Fehlern lernten und sich um ihre Hunde bemuehen waehrend sie die Kunst des Langstrecken Mushing in sich aufnahmen.
Ein Teil der Mile 101 Crew versucht in ‚Twin Bears‘ die Konditionen eines YQ Checkpoints aufzubauen um den jungen Mushern eine Idee davon zu geben was sie im ‚grossen Rennen‘ erwartet. Unsere groesste Schwierigkeit?
Eltern sind im Checkpoint nicht erlaubt und oft hochempoert.
Meinung der jungendlichen Musher ? „Wow, bin ich froh, dass meine Eltern hier nicht reinduerfen.“
Einige dieser Musher habe ich Jahre spaeter im YQ in Mile 101 wieder getroffen und habe grosse Hochachtung vor ihnen. In kommenden Jahren werde ich hoffentlich weitere der jungen Musher in 101 sehen.
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Im Rueckblick liegen die Erfolge vieler der hier erwaehnten YQ Projekte natuerlich meiner Starrkoepfigkeit zu Grunde. (Das Motto dem YQ gegenueber war: „Wenn ihr’s nicht tut, tue ich es eben selber…“).
Auf der anderen Seite war es vor 10 Jahren Ragnar mit seiner privat aufgebauten deutschen YQ-Site, der mich davon ueberzeugte, dass die Welt gerne mehr ueber dieses Rennen hoehren will und mich auf diese Weise dazu brachte, die oben erwaehnten Internet-Projekte anzunehmen.
Es war Carsten, der das YQ Photo-Projekt annahm, verbesserte, und es selbst dieses Jahr verbessern wird.
Es war die jaehrliche Mile 101 Crew und viele ungenannte Leute, die den Dogdrop nach dem ersten Jahr zu einem sicherem und hilfreichem Rastplatz in einem gefaehrlichem Trailabschnitt machten.
Es war spater wiederum Ragnar, der mich fragte ob ich nicht mehr ueber’s YQ schreiben wollte.
Ich bin stolz mit sovielen guten Leuten ueber die Jahre zusammen gearbeitet zu haben…. und immer noch mit ihnen zusammen zu arbeiten.
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Am Schluss sollte folgendes erwaehnt werden:
Ich bin kein Musher !
Die laengste Strecke auf der ich ein Dogteam gefahren bin waren 200 Meter als ich ein Team ohne Fahrer waehrend des Junior Yukon Quest einfing. Lasst mich hier sagen, dass 10 Hunde sich wie 200 PS mit schlechten Reifen und miserablen Bremsen auf Glatteis anfuehlen. Ich uebertreibe…, aber das veranschaulicht die generelle Idee.
Meine 10jaehrige YQ-Erfahrung kommt von langen Gespraechen mit Mushern, Tieraerzten des Rennens, Trailbreakern, von Mushern und Rennrichtern, langjaehrigen und manchmal recht interessanten Sreitgespraechen mit Race Marshals sowie natuerlich auch durch Diskussionen im YQ Council, dem Ak Board of Directors und als Dogdrop Manger…. wo man das wirkliche Rennen hautnah erlebt aber es nicht selbst bestehen muss.
Sehr oft habe ich gesehen wie Musher nach langem Training und vielen finanziellen Kosten die Gesundheit ihrer Hunde jeglicher Plazierung weit voraus stellten und das Rennen fruehzeitig abbrachen.
Ich habe Musher gesehen, die um kranke Hunde geweint haben.
Ich habe Musher gesehen, die nach dem Tod eines ihrer Hunde hoffnungslos in sich zuzammenbrachen.
Ich habe Musher gesehen, die von ihrem eigenem Team aufgebaut wurden.
Ich habe weit mehr gesehen, als ich schreiben darf.

Mein Respekt vor den Hunden und den Mushern die ihre Teams fuehren, steigt immer noch jedes Jahr und dies ist auch der Grund wieso wir als Mile 101 Crew das tut, was wir tuen.
Es geht nicht um’s Rennen, das YQ oder dessen Politik. Es geht uns sicherlich nicht darum in die der Zeitung, im lokalen Fernsehen oder hier auf dem Internet erwaehnt zu werden.
Es geht uns – und wenig Aussenstehende begreifen dies – um die Hunde und den grossen Respekt den wir als freiwillige Mitarbeiter des Rennens ueber die Jahre fuer die Teams, die Musher und deren Gemeindschaft mit ihren Hunden erworben haben.
Es sollte dazu gesagt werden, dass sich Musher und Teams den Respekt der freiwilligen Mitarbeiter schwer verdient haben.
Freiwillige Mitarbeiter waeren nach 101 nie zurueck gekommen, wenn sie nicht gesehen haetten wie Musher sich mehr um ihre Hunde als um sich selbst kuemmerten, wie besorgt sie um ihr Team sind…, wie sie selbst im Halbschalf und nass bei -40 C eher Handschuhe als Futter vergessen.

Letztlich…,
ich fuehle mich geehrt, dass Leute mich als Dogdrop Manager fragen, ein Buch zu schreiben. Ich frage mich allerdings wieso William, Hans oder Gerry, deren Trails weit mehr Geschichten enthalten als ich je erleben werde, nicht zuerst schreiben sollten.
Jeder von den dreien ist den Trail oeffter mit guten Teams gelaufen als ich ihn mit dem Auto gefahren oder mit dem Flugzeug geflogen bin.

Ich schreibe von Herzen aber weiss nach ueber 10 Jahren mit dem YQ sehr wohl, dass meine Geschichten, Vermutungen und Ideen gegenueber den Erfahrungen solcher Musher wenig bedeuten. Es gibt keinen Grund mich mit einem Buch meiner Halb-Erfahrung laecherlich zu machen.
Ich werde dieses Blog weiterfuehren. Lasst uns einfach Spass haben, und nehmt mich als Nicht-Musher mit einer Prise Salz.

Soweit zu meiner Geschichte…,
genug ueber mich.

Peter

Mile 101 Blog 19

Januar 14, 2008

Als Mile 101 bekannter wurde, wurde ich 2001 offiziell aufgefordert mich zur Wahl fuer das ‚Alaska Board of Directors‘ des YQ zu stellen und war kurz darauf ein ‚Direktor‘ des Rennens. Nur zwei Monate spaeter wurde ich ins YQ Council gewaehlt (kuendigte damit allerdings meinen Posten als Direktor da ich auch noch heute der Meinung bin, dass kein Mensch beide Posten zur gleichen Zeit wirklich fuellen kann ohne der Integritaet des Rennes zu schaden) und gruendete das Web-Kommittee des Rennens um eine neue, bessere Webseite aufzubauen.
Zu dieser Zeit hatte ich schon seit 1998 fuer Ragnar’s deutsche YQ Webseite geschrieben und erklaerte den alaskanischen Direktoren, dass die englische Webseite erneuert werden muss.
Ich gruendete ein Medien-Kommittee, ein Web-Kommittee und war nebenbei im YQ300 Kommittee, im Junior YQ Kommittee und als Checkpoint Manager des Junior Yukon Quest taetig.
Als die neue englische Yukon Quest Webseite in 2002 herauskam, folgte ich fast dem gesamten YQ-Trail zum ersten mal und schrieb fast saemtliche Reportagen fuer die Site. Es kam mir ehrlich gesagt ein bischen komisch vor, dass ein Deutscher fuer’s Rennen in englisch schreiben muss.
Ich telephonierte die ersten Tage mit den Checkpoints des Rennens und schrieb: „Schickt mir bitte Photos. Die Webseite braucht Photos !!!!“ Es gab kaum Rueckmeldungen.
Carsten Thies traf ich 2003 am Start des Rennens und machte ihn kurzer Hand zum ‚offiziellem Photographen‘ des YQ. (Damals hatte ich genuegend Sagen im Rennen um dies zu tuen ohne auf irgendwelche langwierigen Abstimmungen zu warten…) Er hatte die Energie und den Willen sich photographisch des Rennens anzunehmen.
Es war das erste Jahr, dass das Rennen Photos fast ‚live‘ auf’s Internet brachte.
Zur selben Zeit entwickelte ich das Eagle Summit Motorschlitten-Team des Checkpoints, ein Teil der Crew kuemmerte sich begeistert um Satteliten-Anschluss ans Internet („Photos von Mile 101 ? Klar Peter, das kriegen wir hin….“)  und ‚Mike‘ uebernahm die Aufgabe Teams in den Dogdrop einzuweisen.
Ich war nur noch der Mann im Hintergrund, aber zur gleichen Zeit wurde die 101-Crew zu einem Beispiel wie ein entlegener Rastplatz ohne Strom auf Notfaelle eingerichtet sein kann, Nachrichten auf’s Internet bringen kann und einen soliden Rastplatz bildet.
Danach gruendete ich 2004 das YQ-Video Projekt. Da sich keiner fand um Video des Rennens kostenlos zu schiessen, tat ich es eben selbst…. waehrend Carsten sich mit seinen Photos vom Trail jedes Jahr erneut selbst uebertraf.
http://www.carstenthiess.com

Im daraufkommendem Jahr begann ich nebenbei ebenfalls das YQ-Audio Projekt.
Es war, so argumentierte ich, eine logische Weiterfuehrung der Berichterstattung, fand aber wiederum keinen, der diesen Job annehmen wollte. Ich machte mich selbst daran, dies auf die Beine zu stellen und gleichzeitig das Video-Projekt weiterzufuehren, entpuppte mich allerdings zumindest in Englisch meiner Meinung nach als ein recht mieser Interview-Reporter und hielt mich damit mehr an europaeische Musher in deutsch.
In jenem Jahr vertraute ich der Mile 101 Crew den  Dogdrop an ohne wirklich viel zu organisieren. Zwar hatte ich das Sagen, kam allerdings sehr spaet am Dogdrop an und schoss Videos am Start des Rennens.
Dies war das Jahr als die Crew mir zum ersten Mal auf die Schulter klopfte und sagte: „Peter, mach dir keine Sorgen. Wir haben das alles unter Kontrolle. Falls irgendetwas schief laeuft, verweisen wir allerdings auf dich.“
Zu einer Zeit in der manche hochstehenden Leute im YQ begannen uns als ‚zu organisiert‘ anzusehen und uns recht mageren Gelder gestrichen wurden, wurde ich zur politischen Front des Dogdrops.
In 101 schoss ich meist Videos und kochte fuer Musher. Die Crew hatte alles unter Kontrolle.

 
(Danke an Nordmann fuer ein 101 Koch-Photo von mir. Viva Colonia…, ihr seit uns Neussern ja schon zu Napoleons Zeiten zur Hilfe gekommen. Wie waer’s wenn DU mal in 101 kochst… ?    )

In 2005 stellte ich mich unter Protest aus politischen Gruenden dem YQ Council nicht mehr zur Wiederwahl. Ich war nicht der einzige Council Member, der sich zu dieser bitteren Entscheidung durchrang.

Mile 101 Blog 18

Januar 11, 2008

Es ist recht offensichtlich, dass es fuer die beiden Musher nur 20 Sekunden bedurfte um mich zu Recht als inkompetent zu klassifizieren, enthielten sich allerdings jeglicher Bemerkung.
Waehrend ich versuche zu erklaeren, dass ‚mein‘ Holzofen am brennen ist (war das nicht meine Aufgabe ? ) tauchte schon wieder der naechste Musher auf. „Wo soll ich parken ?“ Ich habe keine Ahnung. „Aehm, ….vielleicht im Schnee da drueben ?“ Ich deute wage in die Richtung der zuerst angekommen Teams.
Es war damals verdammt kalt und die Musher hatten sich durch teilweise knietiefen Overflow auf Birch Creek geschlagen. Keiner hat sich damals ueber mich geaergert obwohl ich sicherlich den einen oder anderen abschaetzenden Blick erhielt.
Selbst heute, 12 Jahre spaeter muss ich mit Bewunderung sagen, dass die Musher des Rennens mit uns Freiwilligen meist weit hoeflicher umgehen als es Reporter oder die offizielle Garde des Rennens tut.
Der Holzofen in 101 leistete gute Dienste um eisverkrustete Reisverschluesse zu loesen. Es war ein schlimmes Jahr fuer Musher. Der Birch Creek Trail stand unter Wasser und die Teams hatten eindeutig ihren Preis bezahlt.
Musher knieten sorgenvoll neben ihren Hunden um Eis von Pelzen zu reiben und Schneeklumpen aus den Pfoten zu entfernen. Fast 20 Parkas hingen und lagen tropfend um den Ofen und jeder versuchte gleichzeitig seine mitgebrachte, gefrohrene Mahlzeit aufzutauen.
Ich stand vor Mushern wie John Schandelmeier und Rick Mackey, hoehrte Gespraechen zu deren Sinn ich nicht verstand und schob mehr Holz in den Ofen, denn dafuer war ich ja geheuert worden. Richtig ?
Meine 5jaehrige Tochter Zena ma….ierte damals durch die enge Huette und fragte jeden: „Bist du ein Musher?“ Sie sammelte Unterschriften und so erschoepft Musher auch gewesen sein moegen verweigerte ihr keiner seine Aufmerksamkeit.
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Die Crew des Mile 101 entwickelte sich in den darauf folgenden Jahren. Es war eine logische Folge meines Jahres als ‚Ofenheizer‘ und die Lehre, ich 1996 erhielt:
Mile 101 brauchte eine solide Crew.
In 1997 kehrte Kevin Abnett als Funker nach 101 zurueck und begruesste meine Idee eine ernsthafte Crew fuer den Dogdrop aufzubauen. Heute lang vergessene Leute wie Joe Geist, Andrew Curtis und Monte Barnett machten den Dogdrop dann ab 1998 bekannt. Nachdem ploetzlich ein Musher auf Eagle Summit fuer 8 Stunden auf Eagle Summit verschwand bildeten wir unsere Trail Crew mit erfahrenen Motorschlittenfahrern.
Ich sass im Winter vor dem Rennen oft in der Ivory Jacks Kneipe und suchte nach geeigneten Freiwilligen. Dabei fand ich nicht nur gute Leute die helfen wollten sondern auch hier und da ein paar Leute, die Lachs, etwas Elchfleisch, Karibou oder Reh fuer Steaks, Gulasch oder Suppen an uns weitergeben wollten. Dann erklaerte auch der Besitzer der Bar, dass er uns ebenfalls Speck und aehnliches zur Verfuegung stellen wollte.
Ploetzlich konnten wir in Mile 101 Essen fuer Musher und Handler bieten, hatten eine hervorragende Crew die ich mit meinen neugewonnenen Erfahrungen leitete und das neue Mile 101 war geboren……

Mile 101 Blog 17

Januar 11, 2008

„German, hm ? “ Er guckt mich mit einem freundlichen Grinsen an: „Kannst du wirklich ein Feuer machen ?“
Ich versuche trotz Gin&Coke um 1:30 morgens so serioes wie moeglich zu klingen: “ Es waere eine Ehre fuer mich diesen Job zu uebernehmen.“
Barry schlaegt mir auf die Schulter: “ Well, ok…, dann bist du der Mile 101 Dogdrop Manger fuer 1996. Lass das Feuer nicht ausgehen.“ Er winkte unserem Bartender zu: „Hey…, Rattail…, give my new Dogdrop Manager a drink….“
Gegen 3 Uhr morgens verliessen wir alle die Kneipe. Ich fragte Barry nochmals ob er sein Angebot ernst meinte.
„Klar,…. eine Sorge weniger fuer mich.“
Was fuer mich eine Sensation ohne gleichen erschien war fuer ihn anscheinend eher ein Strich auf der langen Liste des Rennens die er als Race Manager zu bewaeltigen hatte.
Als ich nach Hause fuhr fuehlte ich mich allerdings jenseits von reich:
Es war meine Aufgabe, die Huette in Mile 101 fuer das haerteste Schlittenhunderennen der Welt aufzuwaermen.
Das Yukon Quest!!
Wer haette je gedacht, dass ich bei solch einem Rennen als Freiwilliger helfen wuerde…. duerfte ?
Selbst als ich am naechsten Morgen mit einem Kater erwachte war ich vor Stolz immer noch fast am platzen. Oh ja, …. ich werde den Holzofen warm halten ! Nichts wird mich davon abhalten. Barry, ich werde dich nicht entaeuschen !
Nach dem ersten Morgenkaffee fiel mir allerdings auf, dass ich keinerlei Ahnung hatte wo Mile 101 lag.
Nachdem ich 300 mg an Aspirin mit billigem Kaffee schlucke, rufe ich das Quest Buero an.
„Der Race Manager ist heute nicht erreichbar“, wird mir mitgeteilt.
Ich musste leicht grinsen waehrend ich an ‚Ivory Jacks‘ denke und neblige Erinnerungen des Augenblicks hochkommen an dem wir zm letzten Mal auf den neuen Dogdropmanager anstiessen. Ja, … es muss wohl 3 Uhr morgens gewesen sein.
“ Koennen sie mir sagen wo der Dogdrop Mile 101 liegt ?“
Die Antwort kam hoeflich und gelassen: „Der Dogdrop liegt auf der rechten Seite des Steese Highway nahe der Highway-Meilennummer 101.“
Aha, zumindest habe ich herausgefunden wo der Dogdrop liegt.
Einen Tag spaeter erreichte ich Race Manager Barry: „Barry, habe ich den Job ?“ – „Kann ich mich auf dich verlassen?“ –
„Absolut ! Ich werde den Ofen anfeuern, die Huette warm halten und mich um alles…“ Er unterbricht mich: „Halt den Ofen warm. Die ersten Musher werden aus Fairbanks am Sonntag morgen gegen 7 Uhr auftauchen. Du musst die Huette wahrscheinlich frei schaufeln und solltest spaetestens Samstags dort auftauchen.“
Ich bekomme keine weiteren Instruktionen. Allerdings – so denke ich- wieviel Instruktionen braucht man um einen Holzofen warm zu halten ?
Ich bin ein offizieller Dogdrop Manager des Yukon Quest…., des haertesten Schlittenhunderennens der Welt.
Ein einziges Wort beschreibt dieses Gefuehl: „WOW !!!“
Es gibt nichts was mich davon aufhalten koennte in dem Holzofen rechts neben dem Steese Highway am Milemarker 101 – wo immer das sein mag – ein Feuer zu entzuenden und auf Musher zu warten.

Der Rest der Geschichte koennte wirklich ein Buch fuellen.
Ich fuhr damals mit meiner 5 jaehrigen Tochter Zena und meiner damaligen Partnerin Conny mit einem kleinem Datsun durch 40 cm Neuschnee nach Mile 101.
Das Ofenrohr in der Huette war ausgerostet. Wir reparierten es mit Aluminiumfolie und Blechdosen. (Ein bischen Rauch in der Huette ist besser als -30 C)
Dann verwechselte ein vom YQ geschickter Radio-Spezialist + und – an seiner Batterie und zerstoerte damit sein 12 V-Funkgeraet. Wir hatten also keinen Kontakt zur Aussenwelt.

Ebenso lustig ist ist meine erste Begegnung mit einem in 101 einfahrendem YQ Hunde Team an meinem ersten Renntag in 101.
Der Musher faehrt ein, haelt an und fraegt: „Wo soll ich parken ?“
Mein Gehirn ueberschlaegt sich und ich versucht eine vernuenftige Antwort an 14 hechelnde Hunde und eine eisverkrustete Gestalt zu formulieren. Parken ?
Parken hoehrt sich eigendlich logisch an. Parken…., ich gucke mich um. Der Musher verliert die Geduld , steigt selbstbewusst vom Schlitten und leitet seine Hunde in eine Schneewehe, die er vor ihnen breit tritt. Es ist recht offensichtlich, dass es fuer ihn nur 20 Sekunden bedurfte um mich als inkompetent zu klassifizieren. Er enthaelt sich allerdings jeglicher Bemerkung. Seine Hunde sind ihm wichtiger.
Waehrend ich versuche zu erklaeren, dass ‚mein‘ Holzofen am brennen ist (war das nicht meine Aufgabe ? ) tauchte schon der naechste Musher auf. „Wo soll ich parken ?“ Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.
Er erspaeht allerdings den zuerst angekommenen Musher, nimmt den Fuss von der Bremse und faehrt an mir vorbei um seinen eigenen Platz zu suchen. Anscheinend werde ich nicht ernst genommen. Inzwischen faellt mir auf, dass ich keine Ahnung habe wer die zwei Musher sind.
Dogdrop Manager sind anscheinend nicht so sehr angesehen wie ich es mir ausgemalt hatte…..

Mile 101 Blog 16

Januar 11, 2008

Da unser Crewmitglied Brad Brooks heute abend nicht erreichbar war und mir immer noch kein gutes Photo von sich geschickt hat werde ich auf Wunsch der Leser meine eigene Geschichte erzaehlen. Es sind nur noch 30 Tage bis zum Start des Rennens und damit hoechste Zeit Nebensaechlichkeiten aus dem Weg zu raeumen:
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Hiermit also meine eigene (Peter Kamper) Geschichte:

Es ist sicherlich nicht leicht, ein Dogdropmanager zu werden.
Neben einem guten Ruf in der Gemeinde bedarf dieser Job normaler Weise nicht nur ueberragende Intelligenz und eine ausgepraegte Fuehrernatur sondern auch gute Uberlebenskenntnisse in Hinsicht auf die nordische Wildnis.
Es bedarf ebenso Erfahrung mit Mushing, Hundeteams, eine gute Kommunikation mit den Mushern, Rennrichtern, dem Manager des Rennens und ein gutes Verstaendnis des Trails, den man als Dogdropmanger ueberschauen sollte.
Leider hatte ich im Januar 1996 in keiner der oben erwaehnten Kategorien auch nur die geringste Erfahrung.

Die eigendliche Geschichte meines Werdegangs begann eines Nachts im Januar 1996 in einer Kneipe. Diese Kneipe, deren Namen auch heute noch ‚Ivory Jacks‘ ist, war zu jener Zeit keine gewoehnliche Bar sondern eher ein Treffpunkt fuer viele gute Leute im Goldstream Valley ausserhalb von Fairbanks. Fast jeder kannte jeden im Tal.
Es war die Art von Kneipe, in der der Bartender jeden energisch um 1 Uhr morgens rausschmiss und wir alle unsere Jacken anzogen, bezahlten und uns gegenseitig aufwiedersehen sagten ….. bis der letzte Fremde die Kneipe verlassen hatte. Danach ging ein Seufzer der Erleichterung durch die Runde, der Bartender schluss die Tuer ab und irgendjemand bezahlte die erste Runde. Endlich Ruhe.
Wir stritten uns darum wer dem Bartender das erste Bier bezahlte.
Unsere Hunde, die eigendlich nicht in Kneipen erlaubt waren wurden aus den Autos und Trucks hereingehohlt, spielten miteinander und wir genossen den Frieden der freien Menschen zu oft verwaehrt wird.
Es waren gute Zeiten und gute, gestandene Maenner mit denen ich damals zusammen sass.
Der Arm des Gesetzes reichte noch nicht bis ins Goldstream Valley. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass der Arm des Gesetzes jede Nacht zwischen 2:00 und 2:15 Uhr bis ins Tal reichte. Wer sich in der Kneipe einschliessen liess blieb bis 3 Uhr. Dies war ein eher ungeschriebenes Gesetz. Heute, 11 Jahre spaeter, gibt es dies natuerlich nicht mehr und das Tal ist fuer meinen Geschmack eher ueberbevoelkert.
In einer dieser Naechte sass ich allerdings neben einem baertigem Musher namens Barry und hoehrte gespannt seinen Mushing-Geschichten zu, als er ploetzlich sagte: „…. und jetzt habe ich den Job als Race Manager des Yukon Quest angenommen.“ Er trank einen Schluck Bier und schuettelte den Kopf: „Du hast keine Ahnung wie schwierig es ist vernuenftige Leute fuer Checkpoints zu finden. Du hast 1000 Leute die beim Start des Rennens helfen wollen, aber draussen im Busch kennt sich fast keiner der Leute aus. “
Ich guckte ihn an und setzte mein Dank des hervorragenden Bartenders gut gemixten Gin&Coke zurueck auf den Tresen: “ Du bist der Race Manager des Yukon Quest ?“
Er zuckte mit den Schultern als waere dies ein unumgaengliches Todesurteil: „Ja, … und glaub mir… ich bereuhe es jeden Tag mehr. Wo zum Teufel soll ich all die Leute herkriegen um das Rennen auf die Beine zu stellen ?“
Ich erstarrte fuer mehrere Sekunden in Ehrfurcht. Das Yukon Quest…. haertestes Schlittenhunderennen der Welt und ich sitze neben dem Race Manager.
„Weisst du,“ fuhr er fort, „finde mal jemanden, der einen verdammten Holzofen fuer 24 Stunden in der Wildnis in Gang halten kann. Die meisten Leute, die ich gesehen habe koennen das nicht. Da ist zum Beispiel Mile 101. Ich habe keine Ahnung, wen ich da hoch schicken soll. Keine Elektrizitaet, wahrscheinlich verweht und muss wahrscheinlich ausgeschaufelt werden. Wo kriegst du jemanden, dem du mit sowas vertrauen kannst ? “
Mein unschuldiges Gehirn arbeit immer noch an der Tatsache, dass ich neben dem Mann sitze, der das haerteste Schlittenhunderennen der Welt organisiert.
„Aehm, …. mit Holzoefen kenne ich mich aus,“ meine ich und versuche nicht nervoes zu klingen. „Was muss denn da gemacht werden ?“ Er guckt mich an und wiederhohlt: “ Du kannst ein Feuer in einem Holzofen machen und damit eine Blockhuette warm halten ? “ – „Natuerlich kann ich das. Ich lebe hier seit 10 Jahren mit einem Holzofen.“ Ich gucke ihm in die Augen und lasse ihn wissen, dass ich die Frage eher als eine Beleidigung ansehe.
Barry runzelt die Stirn: „Ja, das sagt jeder. Am Anfang sind alle bereit sowas zu machen, aber wenn es nachher bei -40C drauf ankommt hat jeder irgendwelche Ausreden wieso sie es nicht hingekriegt haben.“
Er schien mehr zu sich selbst als zu mir zu reden. Die Sorge ums Rennen und seine Aufgabe dem Rennen gegenuber sind ihm allerdings deutlich auf die Stirn geschrieben.

Mile 101 Blog 15

Januar 11, 2008

Ich habe seit 10 Tagen keine Verbindung mehr mit Eric gehabt, wusste allerdings, dass er wie schon oft erwaehnt nach Mile 101 hochfahren wollte um den Trail zwischen Chena Hot Springs und Central abzuschaetzen.
Hier eine kurze Uebersetzung seiner wie immer militaerisch kurzen E-Mails die er an uns (die 101Crew) am Abend des 7.Januars schrieb.
Der Schreibstil mag Lesern seltsam vorkommen, ist aber bei uns recht normal. Eric ist unser bester Motorschlittenfahrer. Sich mit dem Motorschlitten ‚ueberschlagen‘ bedarf keine Erklaerungen, Fluchwoerter behaelt man fuer sich und Eric hat eh selten das Beduerfnis Aufsehen zu erregen. Er ist einfach ‚Crew’… Es ist seine Art.
Hier sein Brief:

„Bin heute solo nach Mile 101 gefahren und habe ein paar Sachen repariert. Habe keinen Motorschlitten mitgenommen. Habe eine Ladung Brennholz  entlang der Strecke geschlagen und fuer die Musher Cabins in 101 abgelegt.
Eagle Summit war komplett zugeblasen. Schon auf 12-Mile Summit hatte ich Winde von mindestens 65 km/h. Schlechtes Durchkommen. Eagle Summit war verweht.
Diesen Samstag (5.1.)  bin ich mit Alex vom Quest den 101 Trail ab Chena Hot Springs (Anmerkung von Peter: Das waere Alex Olesen – der alaskanische Race Manager) abgefahren. Habe mich zweimal mit meinem eigenem Motorschlitten ueberschlagen und herausgefunden, dass ein mir altbekanner Teil des Trails ploetzlich ein vereister Bach geworden ist. Weiss nicht, ob das immer schon ein Bach war.  Bin schlussendlich auch noch 90 cm tief im Eis eingebrochen. Ein langer 100 km Tag.“
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(Anmerkung von Peter: 200 – 300 km auf dem Motorschlitten sind fuer Eric normaler Weise ‚etwas‘ , das sich leicht vor einem gemuetlichem Abendessen erledigen laesst. Man sollte also hier zwischen den Zeilen lesen…. )
Weiter:
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„Am Sonntag ist Alex nochmals solo von Chena Hot Springs den Trail Richtung Boulder mit einer ‚Baercat‘ hochgefahren. – (Raupenfahrzeug) – Er ist vier Stunden bis zur Strasse zurueck ma….iert nachdem das Fahrzeug versagte. Wir vermuten, dass die Ketten der Raupe einfach eingefrohren sind nachdem er duch ‚Overflow‘ (durchs Flusseis an die Oberflaeche gedrueckte Wasser) gefahren ist. Sie werden sich morgen um die Maschiene kuemmern. Habe ihnen Ausruestung gegeben.
Ich werde kommendes Wochenende wieder fuer zwei Tage nach Mile 101 zurueckkehren um den Trail von Rosebud Summit bis Eagle Summit fest einzufahren.
Jemand hat wie jeden Sommer Diesel #2 in den Tank unserer Kochhuette in 101 geschuettet. Das #2 Diesel ist natuerlich bei -25 C geliert. Wir sollten den Tank einfach auswechseln falls wir ihn nicht auftauen koennen.
Das Ofenrohr fuer den Oelofen an der Haupthuette muss ebenfalls ausgewechselt werden. Es ist total verrostet. Sende Bild mit diesem Bericht:

Ansonsten:
Wir brauchen Schnee !!
Eagle Summit sieht garnicht so uebel aus, aber die Karibous haben den Trail zwischen Rosebud und Mile 101 im Bereich des Birch Creek weitgehend mit ihren eigenen, tiefen Spuren durchzogen..
Wann ist das naechste 101 Meeting ?
Eric „